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Vietnamesische Kardinalfische - Tanichthys micagemmae (Freyhof & Herder, 2001)

Tanichthys micagemmae: Maennchen

Nun sind schon wieder mehr als drei Jahre vergangen, seit mein Sohn Felix und ich Fische für sein Aquarium aussuchten. Ein wichtiges Kriterium war damals, dass sich seine zukünftigen Fische mit seinen geliebten Zwerggarnelen vertragen und die Zwerggarnelen nicht als willkommene Speiseplanergänzung enden. Mein erster Gedanke ging in Richtung Kardinalfische und so habe ich ihm damals diese Fische besonders schmackhaft gemacht. Ich selbst hatte in den vielen Jahren als Aquarianer noch nie "Kardinäle" in meinen Aquarien und das wollte ich ändern. Erfreut war ich, als unser Zoohändler nicht nur die lange bekannten Kardinalfische (Tanichthys albonubes) zum Verkauf anbot, sondern auch Wildfänge von Tanichthys micagemmae. Ich kannte die Fische nur von Fotos und knappen Zeitungsartikeln und wusste, dass sie etwas kleiner als "normale" Kardinalfische bleiben. Bereits im Händlerbecken übten sie einen besonderen Reiz auf mich aus: Sie wirkten nicht so pummelig wie die Kardinäle, die ich bisher gesehen hatte und auch die Färbung war sehr ansprechend (wer mich kennt, weiß, dass ich zarte Farben bevorzuge).

Felix war schnell überzeugt, dass genau das die richtigen Fische als Gesellschafter für seine Garnelen wären. Und so erwarben wir 16 recht magere vietnamesische Kardinalfische, die noch nichts von ihrer späteren Schönheit erahnen ließen. In den kommenden Wochen zeigten unsere Neuerwerbungen jedoch, was in ihnen steckt. Das kräftigste Männchen versuchte nach wenigen Tagen die zwei weiteren Männchen zu unterdrücken und balzte fast alleine die Weibchen an. Drei Wochen nach dem Kauf der Fische war bereits eine beachtliche Anzahl an Jungfischen an der Wasseroberfläche zu entdecken. Aus den anfänglich recht kleinen, fast transparenten Larven entwickeln sich Jungfische, die wie von den "normalen" Kardinalfischen bekannt einen fantastischen blauen Leuchtstreifen auf den Flanken zeigen, der mit zunehmender Größe jedoch wieder verschwindet. Nicht umsonst nannte man Kardinalfische in vergangenen Zeiten auch "Arbeiterneon".

Was Felix (und natürlich auch mich) besonders beeindruckt ist die Entwicklung der Rücken- sowie Afterflosse bei den dominanten männlichen Fischen: Die Rückenflosse ist bei einzelnen Fischen sogar so lang ausgezogen, dass sie die Schwanzflosse leicht überragt. Sehr imposant zu beobachten ist das harmlose Imponieren der Männchen untereinander, bei dem mit gespannten Flossen die Rangfolge ausgefochten wird.

Tanichthys micagemmae: imponierende Maennchen Nur in den ersten Wochen konnte das dominante Männchen das Aquarium für sich beanspruchen und die restlichen Männchen gezielt unterdrücken; hier kam es sehr selten zu den prachtvollen Imponiergesten, da die schwächeren Männchen sofort klein bei gaben und wegschwammen. Aber mit dem Aufwachsen von vielen weiteren männlichen Artgenossen hatte sich dies recht schnell erledigt. Seitdem können wir fast ständig sich seitlich androhende Männchen beobachten, die mit gespannten Flossen in kurzem Abstand zueinander mit meist einem, selten zwei anderen Männchen ihre Kräfte messen.

Zu meinem Leidwesen wird Felix Aquarium und im Besonderen seine Fische von uns besuchenden Aquarianern fast immer mehr bewundert als mein großes Wohnzimmeraquarium. Ich bin mir sicher, dass es nicht nur daran liegt, dass meine Fische nicht diese intensiven Rottöne anzubieten haben. Der eigentliche Grund ist vermutlich, dass bisher nur die wenigsten Aquarianer solche herrlichen Kardinalfische erlebt haben bzw. die "Vietnamesen" gar nicht kennen.

Die Pflege von Tanichthys micagemmae hat sich bei uns als völlig unproblematisch herausgestellt: Unsere Fische leben in einem ungeheizten 160 l-Aquarium in Wasser, wie es bei uns aus der Leitung kommt (240 µS/cm). Die Wassertemperatur schwankt im Tages-/Nachtrhythmus zwischen 23 °C und 20 °C. Das Aquarium ist reichlich mit Vallisnerien, Javafarn, Riesenwasserfreund, Ludwigia und Cryptocorynen bepflanzt. Flocken- und Frostfutter, aber auch Tümpelfutter, wird gierig gefressen. Auch kommen regelmäßig Jungfische im doch recht dicht besiedeltem Aquarium auf. Gezielte Zuchtversuche hatten wir bisher nicht nötig, da sich seit den gut drei Jahren Pflege eine feste Besatzdichte eingestellt hat. Werden Fische aus dem Aquarium entnommen, stellt sich innerhalb kurzer Zeit die alte Besatzdichte durch aufkommende Jungfische von selbst wieder her.

Die adulten Garnelen wurden übrigens gänzlich ignoriert, nur der Garnelennachwuchs wurde von den Tanichthys spontan zum Essen eingeladen, so dass der erhoffte Nachwuchs fast gänzlich ausblieb.

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