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"Rattenschwanzlarven"

Rattenschwanzlarve (Draufsicht)

Mit dem Begriff "Rattenschwanzlarve" bezeichnet man die Larven von einheimischen Mistbienen (Eristalinae). Mistbienen zählen zu den Schwebfliegen und sind sehr häufig verbreitet.

Eigelege einer MistbieneDie Fliegen legen ihre Eier bevorzugt über organisch verschmutzen Wasseransammlungen wie beispielsweise Jauchelachen ab, die Larven sind jedoch auch in Regentonnen im Garten zu finden.

Meine teils übelriechenden Brennnesselfässer im Garten scheinen auch regelrecht unwiederstehlich für Mistbienen zu sein: Ende Mai 2005 konnte ich mehrere Gelege wenige Zentimeter über der Wasseroberfläche entdecken (linkes Foto).

Die direkt nach dem Schlupf nur 2 mm langen Larven wachsen schnell heran und erreichen innerhalb ein bis zwei Wochen eine Größe von ca. 2 cm zuzüglich ihrer Atemröhre, die einem Rattenschwanz ähnelt. Dieses Atemrohr ist in der Länge variabel und kann bis zu mehreren Zentimetern "ausgefahren" werden. Die Larven haben eine weiß-gräuliche Färbung und einen sehr weichen Körper.

Aufgrund ihres Aussehens wirken sie auf manche Menschen ekelerregend. In der Landwirtschaft (Rinderbetriebe) werden Rattenschwanzlarven bei starkem Aufkommen bekämpft. Nicht etwa weil sie für Mensch oder Tier schädlich wären, sondern weil sie auf der Suche nach einem geeigneten Verpuppungsplatz das Wasser verlassen und dabei anscheinend auch in Wohnungbereiche eindringen. Keine Angst: Die Rede ist hier von Intensivtierhaltung mit massenhaftem Auftreten durch optimale Bedingungen für die Larvenentwicklung.


Zur Eignung als Futtertier:

Es gibt leider reichlich wenig Informationen dazu. Ein Artikel von Axel Gutjahr (2004) war hierzu die einzig brauchbare Quelle, wobei zu dem Artikel leider keine weiteren Quellenangaben geliefert wurden. Gutjahr beschreibt die Larven als fettreich; auch nehmen nicht alle Fische diese Larven als Futter an.

Meinen eigenen Fischen habe ich die Larven bisher noch nicht angeboten. Ein paar Larven hatte ich schon für erste Verfütterungsversuche eingesammelt, diese jedoch erst gar nicht in die Aquarien gegeben, da bei genauerer Betrachtung bei einem Teil der Rattenschwanzlarven sich schlängelnde, bis 5mm lange "Fäden" aus dem Hinterleib herausragten.

Eine Anfrage bei einem befreundeten Biologen ergab, dass es sich um sogenannte "Analpapillen" (englisch "anal gills") handelt. Die Papillen besitzen je eine kräftige Trachee, über die der Gasaustausch mit dem Wasser stattfindet. Gattungsspezifisch variiert die Anzahl der Fäden, wodurch sie zur Gattungsbestimmung herangezogen werden können. Und ich dachte erst an einen Fadenwurmbefall, der meine Verfütterungspläne für kurze Zeit zunichte machte.


Nachtrag:

Rattenschwanzlarven stehen als Futterergänzung zumindest bei meinen Salmlern nicht sonderlich hoch im Kurs. Erst nach ein paar Versuchen werden sie heruntergeschluckt. Andere Fische (Skalare/Zwergcichliden) sollen sie jedoch gierig fressen.


Literaturnachweis:

  • BELLMANN, HEIKO: Leben in Bach und Teich
  • GALLER, JOSEF: Invasion der Rattenschwanzlarven (www.almwirtschaft.com)
  • GUTJAHR, AXEL: Futter für die Fische - Rattenschwanzlarven sind nicht generell als Futtertiere abzulehnen (DAS AQUARIUM, 1/2004)

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